Martha
2024, 29-teilige Serie Radierungen, je 42x29,7 cm
Basierend auf der historischen Fotografie „Martha, the last passenger pigeon 1912, alive“ von Enno Meyer.
Während sie in freier Wildbahn bereits ausgerottet war, wurde die letzte verbleibende Gruppe Wandertauben von einem Professor an der Universität von Chicago gehalten. Er hatte etwa ein Dutzend Tauben, die sich in Gefangenschaft allerdings nicht vermehrten und in Folge dessen nach und nach verstarben. Im Jahr 1902 vermachte er dem Zoo von Cincinnati eine weibliche Wandertaube namens Martha, benannt nach der ersten First Lady von Amerika.
Auf einer historischen Fotografie, aufgenommen von Enno Meyer, ist sie abgebildet. Das Bild trägt den Titel: „Martha, die letzte Wandertaube, 1912, lebendig.“
Ein schönes Bild, in einem traurigen Kontext, das längst in ein kollektives Gedächtnis übergegangen ist und das heute - im Zeitalter des sechsten Massenaussterbens - immer wieder auftaucht, mahnend und anmutig, fast wie eine Ikone.
Als Martha im September 1914 in Alter von 29 Jahren stirbt, markiert ihr Tod den Beginn des heutigen Artenschutzes.
Das Aussterben der Wandertaube ist eine Geschichte, die für das Empathie-Verhältnis von Mensch zu Tier allzu bezeichnend ist, und die Frage stellt, ab wann ein Leben schützenswert ist. Eine Frage, die viel eher lauten sollte, warum das Leben nicht einfach um seiner selbst willen schützenswert sein kann.